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25.03.2024

Welche neue Chancen nach 35 Jahren warten, und warum ein «reiner Bürojob» nicht reizt

Matthias Fleischmann ist mit der Firma seines Vaters gross geworden. Doch der gelernte Koch konnte sich lange nicht vorstellen, in die Fussstapfen von Werner Fleischmann zu treten. Doch es kam anders: Die Gründe, was den beiden in bester Erinnerung bleibt, was gar nicht geht und was der Sohn anders machen wird. Das Interview zur Schlüsselübergabe.

Mit 69 Jahren startet Werner Fleischmann nochmals durch. Sein Unternehmen übergibt er vollständig an den 31-jährigen Sohn Matthias, doch der abtretende Firmeninhaber bleibt weiterhin aktiv – als Verwaltungsratspräsident und Ratgeber sowie als Verwaltungsrat und Aktionär einer Firma, die auf die nachhaltige Nutzung von Tropenwäldern spezialisiert ist.

Zurück zu den Wurzeln
Werner Fleischmann – das eigene Unternehmen gegründet und 35 Jahre erfolgreich geführt: Wie fühlt es sich an der Schwelle zum Kürzertreten an?
Ich habe jahrelang aufgebaut und vorwärtsgeschaut, um meine Firma gut im Markt zu positionieren. An das Loslassen vom Geschäft, von den Mitarbeitenden und Kunden muss ich mich noch gewöhnen.

Was war seinerzeit die Motivation, Fleischmann Immobilien zu gründen?
Als Finanzchef einer Lebensversicherungs- Gesellschaft in Zürich hatte ich schon viel erreicht. Mit der Aussicht auf mehr Freiheit und mit der Familiengründung war die Rückkehr in den Thurgau die ideale Chance, die ich packen wollte.

Was hat sich rund um die Vermittlung von Liegenschaften in den letzten 35 Jahren verändert?
Die technischen Möglichkeiten haben sich rasant verändert. Die Präsentationen, die Marketingmöglichkeiten und die Auftritte haben wir entsprechend angepasst. Die Ansprüche der Kunden und unser Serviceangebot sind gewachsen. Unverändert bleiben jedoch die Wünsche der Kunden, die Wahrnehmung der Lage und des Marktes. Das muss man «spüren» können. Welche Liegenschaftsvermittlung ist Ihnen speziell in Erinnerung geblieben? Weshalb? Eine besondere Herausforderung war die Vermittlung von «Bauernhof mit Sohn». Es galt, einen bäuerlichen Betrieb zu verkaufen und dem Sohn des Verkäufers eine Zukunft zu geben. Es waren sehr viele Parteien und Ämter involviert.

Welches waren die wichtigsten Geschäftsprinzipien?
Ehrlichkeit und offen auf die Kundenwünsche zu reagieren. In der schwierigen Zeit der Zwangsverkäufe durch die Banken war die Transparenz eine Grundvoraussetzung. Dies gilt nach wie vor für jeden Kunden, ob als Privatperson oder als Behörde. Wir haben unsere Arbeit seit 35 Jahren im Interesse der Auftraggeber gemacht: Diese entscheiden auch völlig frei, an wen und zu welchem Preis verkauft werden soll.

Welches waren die wichtigsten Führungsgrundsätze?
Im Grundsatz führte ich als «Patron». Ich gebe viel Freiheit, denn jede Person ist anders. Hingegen war ich nie ein Freund von endlosen Diskussionen. Dann galt halt der Entscheid von mir. Dafür musste ich auch für mögliche Fehler selbst geradestehen. Wofür nehmen Sie sich nun mehr Zeit? Ich bleibe mit der Firma verbunden und bin bereit, weiterhin meine Erfahrungen einzubringen, wo sie gewünscht sind. Ich behalte ein eigenes Büro im oberen Stock und bin offen, mich mit bisherigen Kunden und Partnern auszutauschen. Daneben bin ich noch als Verwaltungsrat und Aktionär von Precious Woods engagiert. Diese Firma bewirtschaftet nachhaltig Tropenwald im Amazonasgebiet und in Gabun. Dann wird sich meine Frau freuen, wenn wir zusammen mehr Zeit haben und spontan kleine Reisen unternehmen können.

Von der Pike auf gelernt
Die Reiselust und den Unternehmergeist hat Matthias Fleischmann von seinem Vater gewissermassen in die Wiege gelegt bekommen: Drei Jahre nach der Unternehmensgründung freuten sich Christa und Werner Fleischmann über die Geburt ihres ältesten Sohnes, der seine ersten beruflichen Erfahrungen ganz woanders sammelte.

Matthias Fleischmann, war es immer klar, dass Sie in die geschäftlichen Fussstapfen des Vaters treten?
Nein! Aber selbstverständlich habe ich bereits als Kind viel mitbekommen. Ich durfte an Tagen der offenen Türen dabei sein, besuchte den Stand an der Wega oder schrieb Schularbeiten im Büro. Ein reiner «Bürojob» konnte ich mir jedoch nie vorstellen. Deshalb entschied ich mich, wie bereits ein Teil meiner Grosseltern, für die kulinarische Branche.

Vor sechs Jahren starteten Sie dann trotzdem bei Fleischmann Immobilien, wie kam es zum Wechsel?
Der Wechsel aus der Gastronomie in die Immobilienbranche erfolgte aus gesundheitlichen Gründen. Mit der Umschulung begann ich mein Praktikum bei Fleischmann Immobilien mit dem Ziel, nach der Ausbildung schnellstmöglich wieder in Zürich Fuss zu fassen. Während des Praktikums durfte ich unsere Beraterinnen und Berater begleiten und sie bei ihren täglichen Besichtigungen und Arbeiten unterstützen. Ich merkte schnell, dass der reine «Bürojob» nie meins werden wird. Die Abwechslung mit den Kunden im Verkauf, den verschiedenen Liegenschaften im Angebot und den vielseitigen Möglichkeiten haben es mir jedoch angetan. Dies führte dazu, dass ich mich in den letzten Jahren spezifisch in Kernthemen weitergebildet habe und im letzten Jahr noch den Immobilienbewerter an der Fachhochschule erfolgreich abschliessen durfte.

Welches war Ihre erste Liegenschaft, die Sie erfolgreich vermitteln konnten? Was bleibt Ihnen diesbezüglich speziell in Erinnerung?
Die erste Liegenschaft, die ich komplett allein betreuen durfte, war ein schönes Riegelhaus in Affeltrangen an der Hauptstrasse. Dank der weiterhin erhaltenen internen Unterstützung unserer langjährigen Beraterin konnte die Liegenschaft zeitnah an eine junge Familie überschrieben werden. Besonders freute mich, dass ich für die gleiche Verkäuferschaft kurze Zeit später nochmals erfolgreich ein Mandat übernehmen durfte. Das entgegengebrachte Vertrauen schätzte ich und freut mich bis heute – speziell dann, wenn ich an der Liegenschaft vorbeifahre und die Erinnerungen an den Ablauf hochkommen.

Was macht im Geschäft am meisten Freude?
Jede Verkäuferschaft und Käuferschaft ist einzigartig, genau wie jede einzelne Liegenschaft. Diese Individuen bestmöglich zusammenzubringen, macht meinen Tag für mich spannend und erfolgreich.

Was haben Sie Ihrem Vater abgeschaut? Und was machen Sie (bewusst) anders?
Ich denke wir vertreten unabhängig vom Werdegang viele gleiche Grundwerte, sei dies innerhalb der Firma oder gegenüber unseren Kunden und Geschäftspartnern. Meine gelebte Gastfreundschaft ist weiterhin im Herzen, was mich gewisse Sachen in einer anderen, vielleicht etwas persönlicheren und direkteren Art machen lassen wird. 35 Jahre auf dem Markt zu bestehen, bedarf Ausdauer, Mut und Innovationsgeist – Eigenschaften, von denen ich in den letzten Jahren lernen durfte und hoffentlich auch in Zukunft immer wieder profitieren werde. Danke!

Welche Grundsätze / Strategien sind Ihnen wichtig, um Fleischmann Immobilien für die Zukunft weiterhin erfolgreich aufzustellen?
Unabhängige und ehrliche Beratung unserer Kunden, gepaart mit den seit 35 Jahren bewährten Grundwerten und Methoden bleiben zentral. Sie sollen laufend an die Gegebenheiten angepasst und langfristig nachhaltig optimiert werden. Ich werde das Unternehmen als neuer Inhaber auf dieser soliden Basis weiterentwickeln.

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